Was bedeutet eigentlich Hochsensibilität?

Was hochsensible Menschen auszeichnet
und was es bedeutet, hochsensibel zu sein.
 

Unsere Hochsensibilität

Die LERNFREU(N)DE beim ROANER haben sich auf die Bedürfnisse von hochsensiblen Kindern, Bilddenkern, Legasthenikern, ADS und ADHS spezialisiert. Für sie gestalten wir hier einen Ort, wo sie mit Freude vom Leben lernen können und ihre Talente entfalten dürfen.

In allen Schulen – auch in den Waldorfschulen – gibt es immer wieder Schüler*innen, die einerseits besonders begabt sind, andererseits spezielle Schwächen und dadurchbesondere schulische Probleme haben. Das kannganz verschiedene Ursachen haben, z.B. mangelnde seelische Reife, nichtintegrierte frühkindliche Reflexe, mangelnde Reifung der unteren Sinne,übermäßiger Medienkonsum im Kindesalter, Nahrungsmittelunverträglichkeiten etc.

 

Eine spezielle Gruppe davon sind diesogenannten Hochsensiblen, Bilddenker und Rechtshirndenker. Sie werden auchIndigokinder, Regenbogenkinder, Kristallkinder, autonome Kinder, Systemsprengeroder ähnliches genannt.

Das sind Menschen, die

  • sehr empfindlich vieles wahrnehmen bei sich und bei anderen;
  • einfach wissen, was die anderen fühlen und denken;
  • leicht reizbar sind und bei zu hohem Stress zu Übersprungreaktionen neigen;
  • oft vor allem mit der rechten Gehirnhälfte denken;
  • meistens sehr eigensinnig sind und sich zu nichts zwingen lassen;
  • Probleme haben mit der Ordnung bzw. ihre spezielle Ordnung haben;
  • in größerem Maße vergesslich sind;
  • immer etwas mit den Händen tun müssen oder nicht länger ruhig sitzen können;
  • häufig auch Probleme beim Schreiben haben und teilweise daraus folgend auch beim Lesen, teilweise Probleme haben mit dem Rechnen z.B. mit dem Einmaleins (aber z.B. keine Probleme mit Mathematik)

Hochsensible Kinder nehmen bis zu 40 mal mehr wahr als „normal-sensible“ Menschen und können diese Eindrücke bis zu 5.000 mal schneller verarbeiten. Das bedeutet aber auch, dass sie ständig viel mehr Eindrücke und Reize verarbeiten müssen, ihnen ausgeliefert sind.

In der Regel sind sie deshalb damit schneller als andere überlastet, überreizt, überfordert.



Bei diesen hochsensiblen Kindern wird – nach einem kürzeren oder längeren Leidensweg – häufig eine Diagnose wie ADS, ADHS, Legasthenie, LRS, Dyskalkulie, Autismus oder ähnliches gestellt. Mit solchen Hochsensiblen/Bilddenkern im Alter von 6-15 Jahren gab es ein sechsjähriges Lernforschungsprojekt an der Hofschule Gaisberg in Salzburg. Hier sammelten Michael und Johannes Harslem vielfältige Erfahrungen, die sie derzeit an Sabine und Klaus Mader von den LERNFREU(N)DEN weitergeben.

Nach der amerikanischen Psychologin Elaine Aron, derersten wissenschaftlichen Erforscherin dieses Phänomens, für das sie den Begriff HSP (High Sensitive Person) geprägt hat, haben ca. 20 % aller von ihr befragten Menschen diese besondere Begabung – wenn auch in sehr unterschiedlichen Ausprägungen.

Seit dem Jahr 2000 werden vermehrt Kinder geboren, die solche besonderen Eigenschaften zeigen. Diese Kinder der neuen Generation sind fast alle hochsensibel, deshalb überwach und sehr schnell überreizt, zum großen Teil hellfühlig, teilweise hellsichtig. Sie haben also Wahrnehmungen, die normale Menschen nicht haben und in der Regel auch nicht verstehen können. Teilweise sind sie sehr eigensinnig und in gewisser Weise sehr klug oder weise.

 

Was bedeutet Hochsensibilität?

Die Hochsensibilität kann auf verschiedenen Gebieten nur einzeln oder auf vielen Gebieten und dort jeweils mit unterschiedlicher Intensität auftreten. Insofern kann es sein, dass einzelne Spitzenwerte auftreten, die auf eine spezielle Sensibilität hinweisen. Es können aber auch auf vielen Gebieten mittlere bis höhere Werte vorhanden sein. Dabei ist wiederum zu beachten, dass es sich um erworbene Durchsetzungsmechanismen handeln kann: Diese treten entweder ohne oder in Verbindung mit Hochsensibilität auf, wodurch sie besonders häufig und intensiv werden können.

Es ist erforscht, dass Hochsensible bis zu 40 mal mehr wahrnehmen als andere Menschen.


Das bedeutet, dass sie ständig einer Flut von Eindrücken ausgesetzt sind. Gegen diese Überflutung können sie sich nicht wehren, sondern sind vor allem als Kinder erst einmal schutzlos ausgeliefert. Es kommt jedoch immer auch darauf an, wie viele Abwehr- und Kompensationsmechanismen schon entwickelt worden sind, um die Wahrnehmungen zu filtern oder von sich fernzuhalten. Je jünger die Kinder sind, desto unbewusster sind diese Schutzmechanismen und werden als Muster in das Verhalten integriert.

 

Welche Phänomene sind typisch?

Tendenziell äußert sich bei Kindern die Überflutung mit Eindrücken und der dadurch verursachte Stress auf zwei Arten: entweder durch erhöhten Bewegungsdrang, der bis zum Um-sich-Schlagen führen kann und dann oft als Unruhe, Hyperaktivität oder Aggressivität bezeichnet wird. Oder aber durch Rückzug als Schutzmechanismus, was bis zum Verstummen gehen kann.

Die Hochsensibilität und dadurch bewirkte Reizüberflutung wird meist nicht als Ursache erkannt.

Deshalb wird versucht, das hyperaktive Kind durch irgendwelcheMittel (bis hin zu Ritalin, das eigentlich eine Aufputsch-Droge ist) ruhig zustellen. Es braucht aber oft nur eine sichere,reizarme, ruhige Umgebung. So kommt das Kind nicht in diese Zustände,die häufig zu Übersprungreaktionen führen,an die sich die Kinder hinterher teilweise nicht mehr erinnern können. In einersicheren, liebevollen EinszuEins-Beziehungtreten diese Phänomene oft gar nicht auf. Sondern erst in Stresssituationen, wie z.B. in derKindergartengruppe, in der Schulklasse oder im Supermarkt, wo so viele Reizeauf das Kind einstürmen, dass es oft schon nach kurzer Zeit völlig überfordertist. Was die Erwachsenen meist gar nicht verstehen.

 

Kindergartenund Schule als belastende Situationen

Kindergarten und Schule sind fürhochsensible Kinder schon allein durch die größere Gruppe eine Herausforderung.Die vielen Eindrücke durch die anderen Kinder, die Erwachsenen, den Lärm, denRaum oder Formen, Farben u.a. belasten sie und können sie in Stress bringen,der sich bis zu Panikreaktionen steigern kann. Viele der auffälligenVerhaltensweisen treten ja erst bei Überladung mit Eindrücken auf und nicht inberuhigten, sicheren Situationen.

 

Geradehochsensible Kinder haben oft den Wunsch nach anderen Kindern, halten dann aberdiese vielen Eindrücke nicht aus. Gut zu beobachten ist dies beiKindergeburtstagen, wo hochsensible Kinder oft schon mit 2 oder 3 anderenKindern gut „versorgt“ sind. Deshalb ist der Übergang in den Kindergarten unddann später in die Schule für sie immer ein sehr sensibler Prozess. Man solltedie Kinder gut wahrnehmen und ihre Reaktionen ernst nehmen. Meistens wissen undzeigen die Kinder sehr genau, was ihnen gut tut und was nicht.

 

Lösungen: Wenn ein hochsensibles Kind nicht in den Kindergarten gehen möchte, würde ich das immer ernst nehmen und es nicht dazu zwingen, sondern andere Alternativen suchen.

 

Schwieriger wird das für die hochsensiblen Kinder meist in der Schule. Hier setzt die Schulpflicht ein und (wenn man nicht die Möglichkeit des häuslichen Unterrichts hat, wie in Italien oder Österreich) muss das Kind in die Schule gehen. Die hochsensiblen Kinder sind meist sehr bemüht, alles besonders gut und richtig zumachen. Deshalb fallen viele erst einmal nicht auf! Bis z.B. den Hochbegabten langweilig wird. Sie zeigen aber auch durch ihr Befinden und ihr Verhalten, ob es für sie zu viel ist oder ob sie gut damit umgehen können.

Auch hier sollten die Eltern genau beobachten, wie sich das Kind entwickelt und welche Signale es gibt. Wie groß ist die Klasse? Wie ist das Lernklima? Wie ist das soziale Klima? Wie ist das Verhältnis zur*zum Lehrer*in, zu den verschiedenen Lehrer*innen?

Besondere Ausprägungen z.B. Hochbegabung, Bilddenken

Es kann sein, dass Hochsensible hochbegabt, sogar „Überflieger“ sind, weil ihnen alles ganz leichtfällt, alles zufliegt, evtl. auch nur auf einzelnen Gebieten. Die verschiedenen Ansätze für selbstorganisiertes, individualisiertes, kooperatives und selbstverantwortliches Lernen geben Möglichkeiten, dass auch hochsensible hochbegabte Kinder in größeren Klassen ihren eigenen Lernraum finden und gestalten können.

Es kann aber auch sein, dass sie sich auf verschiedenen schulischen Gebieten schwer tun. Dann kommen oft zusätzliche Begabungen dazu, wie z.B. Legasthenie durch Bilddenken.

Bilddenken, d.h. in Bildern denken, bedeutet unter anderem, dass diese Menschen mit der rechten Gehirnhemisphäre aktiver sind als mit der linken und deshalb oft auch Linkshänder sind, aber nicht sein müssen.

Sie nehmen nicht sequentiell-analytisch, sondern ganzheitlich, visuell-räumlich wahr. Dies muss rechtzeitig erkannt werden, um sie vor Störungen des Selbstwertgefühls zu bewahren, denn sie bemerken, dass sie irgendwie anders wahrnehmen als die anderen. Die verschiedenen abwertenden Bemerkungen im Elternhaus, der Verwandtschaft oder im Kindergarten oder der Schule verletzen oft von klein auf das Selbstwertgefühl, zum Teil in dramatischer Weise.

 

Lösungen
Inzwischen gibt es einige wenige außerschulische Lernorte oder Hofschulen, indenen die Kinder in der natürlichen Umgebung, in kleinen Gruppen stressfrei undgut begleitet lernen können. Ich würde mir wünschen, dass wir noch vielesolcher Lernorte schaffen können, damit diese besonderen Kinder (und ihreEltern) dort Orte für eine stressfreie Entwicklung ihrer großen Potentialefinden können. Ein Beispiel dafür ist die
Hofschule Pente in Bramsche bei Osnabrück und wir – die LERNFREU(N)DE.

 

 

**Auszug aus dem Artikel: Hochsensibilität - ein Versuch der Annäherung von Michael Harslem, Stand 10. Juli 2020

 

 

Entstehung eines neuen Lernortes

Aufgrund dieser und noch weiter führender Ausbildung mit Michael und Jojo Harslem, aber auch weil Klaus und Sabine Mader selbst hochsensibel sind, sind die LERNFREU(N)DE ihr Herzensprojekt geworden. Beim ROANER wollen sie einen Lernort aufbauen, der hochsensiblen Kindern das richtige Lernumfeld bietet und den Eltern dieser Kinder eine Anlaufstelle sein kann.